• In der Glasi wird das Quartierleben mit einer App gefördert

    Wie bringt man 1200 Bewohnende, Gastronominnen und Gastronomen sowie Gewerbetreibende auf einem neu überbauten, 42’000 Quadratmeter grossen Areal dazu, sich wie in einem gut vernetzten, lebendigen Quartier zu fühlen? Als Gemeinschaft zusammenzuwachsen, in der man gemeinsam Feste feiert und den Grill anwirft, sich die Bohrmaschine ausleiht oder ein paar Eier, die Kinder gegenseitig hütet oder den Wellensittich füttert, ausgediente Möbel weiterverschenkt?

    ZS. In der Glasi Bülach, wo bis zum Jahr 2002 die berühmten grünen Einmachgläser hergestellt wurden, wird die Vernetzung mit unterschiedlichsten Mitteln gefördert. Zusammen mit dem ebenfalls gemeinnützigen Wohnbauträger Logis Suisse AG nutzt die BGZ dabei auch die Nachbarschafts-App beUnity. «Die App bildet das Quartier Haus für Haus digital ab. Die Userinnen und User können sich schnell und einfach einen Überblick darüber verschaffen, was in der Glasi los ist, welche Anlässe anstehen oder was gerade zu reden gibt», erklärt René Fuhrimann, Leiter des Fachbereichs Zusammenleben bei der BGZ. Und Nora Howald, Verantwortliche für das Zusammenleben seitens Logis Suisse, ergänzt: «Mit der App können sich die Menschen, die in einer Siedlung wohnen, unkompliziert erreichen und vernetzen. So finden zum Beispiel Personen zusammen, die mithelfen, einen Anlass zu organisieren oder selbst auf die Beine zu stellen.»

    Die Bedienung der App ist intuitiv
    In Arbeitsgruppen organisieren sich die Bewohnerinnen und Bewohner der rund 580 Wohnungen der Glasi Bülach: Gemeinsam stellen sie einen Halloween-Anlass auf die Beine, einen Weihnachtsevent oder einen Kindertreff, verteilen Aufgaben, verwalten Anmeldungen und tauschen sich mittels Chatfunktion untereinander aus. Die Bewohnerin Anastasia Nyitrai zum Beispiel nutzt die App durchschnittlich zweimal pro Woche. «Ich lese die Mitteilungen im Forum, informiere mich über Anlässe in der Glasi oder organisiere selbst dabei mit.» So habe sie etwa unkompliziert einen Kindertreff mitgegründet, für den sich die Eltern über beUnity nun die Organisation aufteilen. Die Bedienung sei einfach und intuitiv, schwärmt die 31-Jährige. «Gerade diese Woche habe ich im Marktplatz einen Flaschenwärmer ausgeschrieben, den ich nicht mehr benötige. Ist doch am einfachsten, wenn man seine Sachen innerhalb der Nachbarschaft weitergeben kann.» Auf der App sei viel los – so viel, dass sie sich entschieden habe, die Push-Benachrichtigungen auszuschalten.

    Schon fast alle Lizenzen sind vergeben
    Vermutlich wird es in Zukunft auf der App noch lebhafter: Von den 400 Lizenzen, die die BGZ und Logis Suisse erworben haben, sind Stand Mitte November bereits 366 in Gebrauch. «Richtig toll, auf wie viel Anklang beUnity in der Glasi stösst», freut sich René Fuhrimann. «Anfang September haben sich die ersten Userinnen und User registriert, durchschnittlich kommen pro Woche 15 neue dazu. Bald müssen wir wohl neue Lizenzen kaufen.» Die Datenauswertung zeigt, dass der Grossteil der Nutzerinnen und Nutzer gelegentlich in die App schaut, um sich zu informieren. 150 Userinnen und User nutzen die App intensiv, das heisst, mehrmals pro Woche, und rund 50 sind darin aktiv, erstellen oder kommentieren also Beiträge. Am beliebtesten sind dabei der Chat und der Marktplatz.

    Nora Howald und René Fuhrimann freuen sich nicht nur über Betriebsamkeit, die auf beUnity herrscht, sondern auch über den Umgangston. Nora Howald sagt: «Anders, als man das aus den sozialen Medien kennt, stelle ich bei beUnity-Communitys kaum Grenzüberschreitungen fest. So gut wie nie muss ich intervenieren. Das hat sicher auch damit zu tun, dass die Userinnen und User mit ihren echten Namen in der App aktiv sind und sich die Menschen auch im realen Leben kennen.»

    Verwaltungsangelegenheiten laufen nicht über BeUnity
    Doch schliesst das digitale Angebot nicht Menschen aus, die zum Beispiel kein Smartphone oder weniger Affinität zum Internet haben? René Fuhrimann beruhigt: «Über wichtige Anlässe informieren wir nach wie vor auch analog, über Briefe oder Aushänge in den Treppenhäusern. Ausserdem laufen sämtliche Anliegen, die die Verwaltung betreffen – Reparaturmeldungen, Untermietverträge, Kündigungen oder das Buchen einer Gästewohnung – über die gewohnten Kanäle und nicht über beUnity.»

    Einer, der sicher kein Digital Native ist, ist Karl Kienast. Der 78-jährige wohnt seit einem Jahr in der Glasi und kommt mit beUnity tipptopp klar: «Das ist eine gute Sache. Die Grill-Gruppe, in der ich bin, macht damit auf ihre Abende aufmerksam und ich schaue auch oft, was sonst im Quartier so läuft. Die App hilft mir, mich in der Glasi zu vernetzen. Das dient dem Zusammengehörigkeitsgefühl.»

    Wer sich identifiziert, trägt mehr Sorge
    Bei allem Lob, das beUnity von seinen Userinnen und Usern in der Glasi erhält – lohnen sich der Service und die Lizenzgebühren denn auch für die BGZ und die Logis Suisse? René Fuhrimann wägt ab: «Für mich ist sicher, dass durch die App die Beteiligung am Zusammenleben und die Identifikation mit der Siedlung gefördert werden können. Wer sich identifiziert mit seinem Haus, seinem Quartier und seiner Nachbarschaft, trägt mehr Sorge zu den Mitmenschen, aber auch zu den Liegenschaften und zum Aussenraum. Es gibt weniger Schäden, Unordnung und Konflikte, welche ja ebenfalls mit Aufwand und Kosten verbunden sind. Den Return on Invest in Franken zu beziffern, ist allerdings kaum möglich.»

    Für die BGZ ist die Glasi Bülach ein Pilotprojekt. Die Erfahrungen sind so positiv, dass die App auch in der neuen Siedlung Buchwiesen in Seebach eingeführt werden soll. Und wie so oft, verbreiten sich Neuigkeiten schnell: Bereits haben andere Siedlungen in Seebach Interesse angemeldet. Und nicht nur sie. René Fuhrimann: «Auch der Quartierverein und die Pfarrei wollen mitmachen. Wie sich das entwickelt, wissen wir noch nicht. Aber die Menschen lokal zu vernetzen, hat auf jeden Fall viel Potenzial!»

    Startseite der Glasi community in der beUnity App

    Rückblick erster Halloween-Anlass im Glasi Quartier - koordiniert über beUnity

    Verschiedene Quartier-Gruppen, die sich über BeUnity organisieren

    Jedes registrierte Mitglied der Glasi community kann Veranstaltungshinweise posten

    Ganz unkompliziert Mitmacher/innen und Interessierte für einen Anlass suchen - geht auch mit beUnity